Griechische Landschildkröte

Substrat für die Kühlschranküberwinterung.

Klaus Kreyerhoff Aus meiner Sicht, gibt es nur ein ganz einfaches Rezept. Kalkreicher Mutterboden, abgedeckt mit Eichenlaub. Diese Konstellation sollte übrigens auch im Frühbeet zur Anwendung kommen und eignet sich nicht nur für die Überwinterung im Kühlschrank.

Keime stellen besonders bei der Kühlschranküberwinterung ein heikles Thema dar. Ein Kühlschrank "schwitzt"! Aus technischer Sicht sicherlich kein gelungener Ausdruck aber im Volksmund doch sehr geläufig. Schlecht belüftet, feucht und dunkel, bietet er wie in einer schlecht belüfteten Wohnung ideale Bedingungen für Keime und Sporen. Da sollten wir beim verwendeten Substrat nicht auch noch Öl ins Feuer gießen und unnötig ungünstige Bedingungen schaffen.
Aber wie lässt sich das vermeiden?
Einige Keime benötigen ein saures Umfeld bzw. erzeugen es durch aerobe Zersetzung (unter Sauerstoffzufur) pflanzlicher Biomasse sogar selber (pH unter 7). Zudem gibt es Keime, die lieben den basischen Charakter (pH über 7). Der größte Anteil von ihnen befindet sich jedoch im leicht sauren Bereich. Die oberste Erdschicht, da wo die Natur Kreislaufwirtschaft betreibt und abgestorbene Pflanzen mit Hilfe von Bakterien, Pilze aber auch größeren Lebewesen zersetzt, enthält mit großem Abstand die meisten Keime. Unterhalb dieser humosreichen Rotteschicht nimmt die Keimzahl sehr stark ab. Das erkennt man auch am verrotteten Zaunpfahl. Dieser rottet unmittelbar unter der Erdoberfläche durch, während das tiefer liegende Stück unversehrt bleibt. Im stark basischen und stark sauren Bereich, nimmt die Keimzahl ebenfalls stark ab. Auf dem Bild mit den Bausteinen habe ich das einmal verdeutlicht. Im leicht sauren Bereich verkörpern die farbigen Bausteine die unterschiedlichsten Keime. Ihr Anteil ist dort auch am höchsten. Keime sind ja zunächst einmal nichts schlimmes, nur einige von ihnen können auch krank machen und z.B. Entzündungen hervorrufen.

Substrat und der Sauerstoffverbrauch

Ein weiterer unbeachteter Punkt ist der hohe Sauerstoffverbrauch dieser Keime sowie die Abgabe von CO2. Die Verrottung findet aerob statt und verbraucht sehr viel Sauerstoff im Kühlschrank und erzeugt im Gegenzug Kohlendioxid der sich dort ansammelt. Schon eine leichte Sauerstoffreduzierung der Zimmerluft von nur 2%, verursacht beim Menschen Schläfrigkeit, Konzentrationsschwäche und Kopfschmerzen. Diese, schon zum Teil verbrauchte Zimmerluft ist es aber, die wir unseren Tieren zumuten und beim Öffnen der Kühlschranktür in unsere Geräte hineinlassen und als "Gut" interpretieren. In Wirklichkeit ist diese Ausgangsbasis ja schon total suboptimal. Wird dann auch noch im relativ dicht schließenden Kühlschrank durch Bakterien Sauerstoff verbraucht, ja was soll denn da noch für unsere Schildkröten übrig bleiben? Starrende Schildkröten verbrauchen zwar deutlich weniger Sauerstoff wie unter normalen Bedingungen aber sie brauchen noch immer die selbe Sauerstoffkonzentration in ihrer Atemluft! Das funktioniert nur durch echte Frischluft.

Das ideale Substrat für den Kühlschrank enthält also wenig Sauerstoff verbrauchende Keime.

Keimbelastung beim ÜberwinterungssubstratDie bunten Bauklötze sollen die unterschiedlichsten Keime darstellen. Im leicht sauren Bereich der oberen Rotteschicht haben wir nicht nur die größte Vielfalt an Keime, sondern auch die höchste Dichte unter den krank machenden Vertretern, hier einmal durch schwarze Bauklötze dargestellt. Im basischen und stark sauren Bereich, nimmt die Dichte und Vielfalt stark ab.

Die hygienische Wirkung von Kalk und Eichenlaub

Kalkreiche und sandige Erde enthält sehr wenig Keime und wirkt hygienisch. Das gleiche trifft auf das stark saure Eichenlaub zu. Da ist es die starke Gerbsäure, die nur wenige spezialisierte Keime zulässt. Zusammen hat sandige und kalkreiche Erde, abgedeckt mit Eichenlaub, eine Substrahierende Wirkung auf die Gesamtkeimzahl in der Überwinterungskiste.
Nun trifft es sich, dass wir im Habitat genau diese Konstellation vorfinden. Dort haben wir genau diese mageren und kalkreichen Böden, worin die Tiere versteckt unter Eichenlaub ihre Starre verbringen. Darauf ist ihr Immunsystem konditioniert und kennt Antworten auf die dann noch verbliebenen Keime. Auch der Sauerstoffverbrauch reduziert sich im Kühlschrank dadurch erheblich! So wird eine Kühlschranküberwinterung ein ganzes Stück natürlicher und sicherer. Selbstverständlich gibt es auch andere Konstellationen im Habitat, unter denen Schildkröten starren würden. Da ist aber kein Kühlschrank drumherum. Es gilt hier eine natürliche Vatiante zu finden, die sich, ohne weitere Nachteile einzufangen, auf den Kühlschrank übertragen lässt. Eine solche Konstellation haben wir nun gefunden.
Erde vom Maulwurfhügel kommt aus tieferen Erdschichten und enthält wenig bis keine Pflanzenreste und somit auch wenig Keime. Sie ist schon sehr ideal. Wer keine Maulwurferde hat, sollte zumindest die Erde unterhalb der oberen Humusschicht verwenden. Ist sie sehr lehmhaltig, kann sie mit Sand abgemagert werden. Damit diese Erde einen basischen Charakter bekommt, mengen wir noch eine gute Ladung Dolomitkalk unter. Hier gilt die Ausnahme: "Viel hilft viel". Das Ganze mischen wir gut durch und stellen es zum bakteriellen Einfahren abgedeckt in einen dunklen Raum. Das Eichenlaub befindet sich ohnehin noch auf den Bäumen und lässt auf sich warten. Das ist übigens ein weiterer Grund, warum ich Eichenlaub empfehle. Es steht im Herbst später zur Verfügung und soll ein verfrühtes Einwintern der Tiere vermeiden. Grünes, noch am Baum hängendes Laub zu trocknen und dann zu verwenden, ist ebenfalls keine Option. Grünes Laub enthält noch Nährstoffe und wird daher schnell von Bakterien und Pilzen besiedelt und verbraucht wieder Sauerstoff. Passend zur Überführung der Tiere in den Kühlschrank, steht dann auch genügend Eichenlaub zur Verfügung und kann auf das fertige Substrat aufgelegt werden. Es sollte die Tiere komplett bedecken und dem Substrat nicht untergemischt werden.

Erde siebenWer keine Erde vom Maulwurfhügel hat, kann Erde aus tieferen Erdschichten durchsieben. Steine und Unrat wird so aussortiert.

Dolomitkalk untermischenJetzt noch Dolomitkalk untermischen, um den basischen Charakter zu erhalten.

Gemisch einfahrenDas fertige Kalk Erdegemisch stellen wir dunkel abgedeckt zum bakteriellen Einfahren für einige Tage kühl zur Seite. Wenn das Eichenlaub von den Bäumen fällt und die Starre bevorsteht, füllen wir noch eine gute Panzerhöhe Eichenlaub auf unser fertiges Substrat.

Substrat einfahrenDunkel abgedeckt wartet das fertige Substrat nun auf seinen Einsatz.

Die Überführung in den Kühlschrank

Erst wenn die Starre durch dauerhafte Temperaturen unter 7°C im Frühbeet gesichert eingeleitet wurde, können wir die Schildkröten in den vorbereiteten Behälter und in den zuvor ausgiebig getesteten Kühlschrank bei etwa 5°C überführen. Die Tiere werden dazu aber nicht im Substrat eingegraben, sondern nur leicht in eine Mulde gelegt und mit Eichenlaub bedeckt. Den Rest sollen die Tiere selber machen. Das Substrat sollte maximal oberflächlich und auch nur für kurze Zeit abtrocknen. Eine im Kühlschrank untergebrachte Sprühflasche mit Wasser kann zum gelegentlichen Anfeuchten genutzt werden. Lang anhaltende Nässe ist aber ebenso ungeeignet wie ein zu trockenes Substrat. Auch da hilft uns der hohe Kalkanteil die richtige Mitte zu finden. Abgetrocknete Kalkerde wirkt optisch gleich sehr viel heller und zeigt das nötige Anfeuchten sehr gut an. Wer zusätzlich zum täglichen Lüften, eine wöchentliche Kontrolle der Tiere durchführt, sollte seine Neugierde gestillt wissen und kann sich sicher sein alles nur Menschenmögliche getan zu haben, um die Tiere gut durch die Starre zu begleiten. Im Substrat eingegrabene Tiere werden aber für eine solche Kontrolle niemals herausgeholt. Da gilt die Annahme, dass es den Schildkröten gut geht.

Ich möchte an dieser Stelle auf einen weiteren interessanten und lesenswerten Bericht zum Thema Kühlschranküberwinterung hinweisen. Darin geht es um Druckschwankungen durch Öffnen und Schließen der Kühlschranktür. - Hier geht es zum Bericht -

Ich hoffe dieser Beitrag hat ein wenig zur Aufklärung beigetragen.

Bitte bleibt neugierig
Klaus Kreyerhoff

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